Bad Max - März 2022

Dieses E-MTB kennt keine Hindernisse.

Im Herbst 1972 präsentierte Kawasaki an der internationalen Fahrrad- und Motorrad-Ausstellung (Ifma) in Köln die 900 Z1 und schrieb damit einen Schock in die Gesichter der Konkurrenz. 900 Kubikzentimeter Hubraum, vier Zylinder, zwei obenliegende Nockenwellen und knapp vier Sekunden bis auf Tempo 100 war damals teuflisch. Kein Wunder war die 900 Z1 im Film Mad Max das Gefährt der Bösen. Sie verkörpert die Geburt der Big Bikes.

Fünfzig Jahre später steht das Scor 4060 Z in den Regalen der Händler. Unter der neu gegründeten Marke Scor markiert es den Aufbruch von findigen Tüftlern aus dem Hause bmc in die Welt der Mountainbikes. Das 4060 Z erinnert mit seinem skelettartigen Aufbau an die martialischen Gefährte in Mad Max, gebaut, um die schwierigsten Hindernisse zu überrollen. Wie die Kawasaki 900 Z1 präsentiert der Shimano-Motor des Scor quasi den bis dato höchsten Stand der E-Bike-Motor-Historie der Japaner. 85Nm Output sorgen für mächtigen Vortrieb und die Akkukapazität von 720Wh verspricht grossartige Reichweiten: mit der maximalen Unterstützung macht der Motor erst nach rund 2.5 Stunden, fünfzig Kilometern und etwas über tausend gefahrenen Höhenmetern schlapp.

Noch interessanter ist der Rahmenbau, den die Grenchner aus dem Hut gezaubert haben. Bereits auf den ersten gefahrenen Kilometern gewinnt man den Eindruck, mit einem speziellen Hinterbau unterwegs zu sein. Er sorgt für viel Fahrstabilität. Daran hat man lange getüftelt. Mariano, seit 5 Jahren bei bmc, Maschinenbauer und passionierter Enduro-Biker, zersägte mit seinem Team alte Carbon-Rahmen und laminierte und klebte sie mit eigens gefrästen Bauteilen wieder zusammen, um das perfekte Bike für die Berge zu schaffen. Für den Hinterbau wurde dafür ein völlig neues System entwickelt. Der tief im Rahmen sitzende Dämpfer sorgt für einen tieferen Schwerpunkt. Die Mechanik wurde für üppigere Federwege konzipiert.

Herausgekommen ist ein pures Lustkonzentrat auf zwei Rädern, das man im Economy-, Trail- oder Boost-Modus zum Rennen bringt. Bergauf wie eine Rennziege. Bergab wie ein Freerider. Im Boost Modus brettere ich mit 20 km/h den Berg hinauf, was so viel Spass macht, dass man sich dafür eine Repeat-Taste wünscht. Weil das Bike mit seiner Geometrie auch fürs Runterbrettern konzipiert wurde, tut man das mit zunehmender Lust. Das Scor ist hervorragend kontrollierbar. Es lässt sich präzise manövrieren. Die in mehreren Downhill-Rennen ausgezeichneten Reifen von Maxxis krallen sich auch auf rutschigem Untergrund fest. Die Bremswirkung ist fein dosierbar. 170mm Federweg vorne und 160mm hinten bügeln alles weg, was Schüttelfrust verursachen kann.

Das alles weckt den Teufel. Man wird böse. Und sucht sich dafür immer bösere Trails, um sie im Crescendo zu überrollen. Auf diesen Rädern verfliegt die Zeit. Nach drei Stunden Rauf-und-runter im feuchten Wald habe ich die Farbe des Bikes angenommen: Schlamm, was andere das Fürchten lernt. Dieses Big Bike maximiert den Spass aufs Böse. Und kontrolliert es friedlich. Mit ihm verschmilzt man lustvoll zum Bad Max. Fehlt nur noch, dass man damit auch Putins Panzer zum Schweigen bringt.
 

E-Mountainbike Scor 4060 Z LT SLX

Rahmen Karbon
Gewicht 22.8 kg
Reifen

Vorne Maxxis Assegai, 29x2.5“, hinten Maxxis Dissector, 29.2.4“

Schaltung Shimano Deore SLX, 1x12
Bremsen Scheibenbremsen Shimano BR-M6120
Motor Shimano EP8, 710 Watt/h, 85Nm Output, (Akkureichweite bis 120km)
Preis CHF 6’699.00
   

Biketester: Lorenz Schmid, Partner bei in flagranti communication und leidenschaftlicher Velofahrer

 

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