Der Bummelschwan – Das Juni-Velo

 

Tiefenentspannt durch Stadt und Land.

In der Schweiz ist Flyer der Inbegriff für E-Bikes. Die Gründer wollten mit diesem Velo fliegen und die städtischen BMW-Fahrer aufs Velo lotsen. Flitzen ohne Schwitzen. Doch weil der Markt dafür noch nicht reif war, fiel man um und rappelte sich wieder hoch. So entstand 2003 die Flyer C-Serie. Das erste E-Bike Europas mit Lithium-Ionen Technologie. Geringes Gewicht. Hohe Reichweite. Legendärer Schwanenhals. Konzipiert als Tiefeinsteiger. Die C-Serie war das Velo, mit dem Flyer zum Höhenflug ansetzte. Auch dank einem genialen Schachzug, der Herz-Route, auf der man die kräfteschonenden Velos im hügeligen Emmental nonchalant erfahren kann, ohne sie besitzen zu müssen.

Heute bietet die Marke ein breites Spektrum elektrobetriebener Velos an. Für Städter das Upstreet. Für Fast-Alles das Goroc. Für die Berge das Uproc. Und für Touren das Gotour, welches als «Gotour 3» in Saharagelb für frühlingshafte Gefühle sorgt. Geblieben ist der eigenartige Schwanenhals, eine gestalterische Hommage an die so erfolgreiche C-Serie. Die etwas kantige Formgebung erinnert mich an ein Puch Maxi, ein Mofa, das zwischen 1969 und 1995 gebaut wurde. Im Vergleich zum Maxi ist das Gotour deutlich schlanker, elf Kilos leichter, überrascht mit einem wartungsfreien Riemenantrieb, ist flüsterleise und erstaunlich schnell. Weil es kein Oberrohr gibt, steigt man komfortabel auf, was ich an einem stürmischen und eiskalten Aprilsonntag denn auch tue.

Was mir ins Auge fällt: ein mit Schnellspanner höhenverstellbarer Lenker (!) und Sattel (gefedert!), breite Reifen (6.2cm!), stabiler Mittelständer, auswechselbarer Akku, ein patenter Gepäckträger (zugelassen für Kindersitze!) und … ein serienmässig verbauter Transportkorb (Traglast bis zehn Kilogramm!). Das Gotour befördert also nicht nur Lenkende, sondern auch Kind und Kegel. Es ist konsequent auf Komfort ausgelegt und dient der Familie.

Der Motor kennt vier Unterstützungsstufen (Eco, Standard, Automatik, High). Im Ecomodus fährt man bis 120 Kilometer weit und besucht damit sorgenfrei Land und Leute. Das geschieht so leise, kraftvoll, ruck- und rüttelfrei, dass man sich in einem hydropneumatisch gefederten Auto statt auf einem E-Bike wähnt. Wenn da nur nicht die kräftige Bise wäre, die mir eiskalt um die Ohren zischt. Das fast schon schwebeartige Gleiten wirkt so befreiend, dass ich die temperaturbedingt kurz geplante Testfahrt verlängere. Über Feldwege segle ich durchs Gemüseland.

Ich beginne zu ahnen, was das Velo mit einem machen würde, wenn die Sonne mal den Rücken wärmt: tiefenentspannt durchs Seeland bummeln, die besten Hofläden bereisen und mit einer frischen Brise Wind im Gesicht flugs in der Stadt besorgen, was auf Land Mangelware ist. Und das alles lautlos gleitend, wie dieser grosse, weisse Wasservogel. Folgerichtig hat Flyer seinen Velos einen schwanenähnlichen Hals verpasst. Schwäne zogen in der Antike schon den Wagen von Apollon, Gott des Lichts, der Heilung und des Frühlings. Spätestens jetzt vollziehe ich die Devise von Flyer nach: «Wir produzieren keine Fahrräder. Wir produzieren glückliche Menschen.».
 

E-Bike Flyer Gotour 3
Rahmen Aluminium
Gewicht 33 kg
Reifen Schwalbe Super Moto-X 26x2.40 (62-559)
Schaltung Shimano Nexus, 5-speed
Bremsen Magura MT 5
Motor Panasonic GX Power Plus, 250 Watt, 75Nm Output, (Akkureichweite bis 120km)
Preis CHF 5’199.00
   

Biketester: Lorenz Schmid ist Partner bei in flagranti communication und fährt leidenschaftlich gerne Velos

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